Waren eroberte Christen wirklich befreite Muslime?

Stellen Sie sich vor, ein amerikanischer Top-Historiker würde in den MSM erscheinen und darauf bestehen, der einzige Grund dafür, dass Europäer die beiden Amerikas eroberten, sei gewesen die einheimischen Amerikaner zu “verteidigen” – die irgendwo den christlichen Glauben Jahrhunderte vor der Geburt Jesu angenommen hatten und jetzt von heidnischen Stämmen verfolgt würden.

Im Westen würde das einen Sturm der Entrüstung entfachen, aber in der arabischen Welt – in der mancher glaubt verhexte Tiere arbeiteten als Agenten der Ungläubigen – gehen solche Absurditäten regelmäßig als “Wahrheit” durch.

Denken Sie an den Fall des Fadel Soliman, einen gefeierten Scharia-Experten und arabischen Medienliebling. Als Direktor der Bridges Foundation – die Muslime lehrt, “wie der Islam Nichtmuslimen vorgestellt werden soll” – lehrt Solimanauch an westlichen Universitäten, Kirchen und Regierungsbehörden, einschließlich dem US-Verteidigungsministerium.

Sein neues Buch Copts: Muslims Before Muhammad (Kopten: Muslime vor Mohammed), für das er überall in den Medien warb, einschließlich bei Al-Jazira, wird behauptet, dass zu der Zeit, als die Muslime Ägypten eroberten (um das Jahr 640), die überwiegende Mehrzahl der Ägypter nicht, wie die Geschichte seit langem lehrte, Christen waren, sondern prototypische Muslime oder muwahidin waren, die in Wirklichkeit von den Christen unterdrückt wurden: daher ging es bei der muslimischehn eroberung Ägyptens in Wahrheit um die “Befreiung” von muslimischen Glaubensbrüdern. Solimans Beweise bestehen darin, dass es im Ägypten des 4. Jahrhunderts die Sekte der Arianer gab, die den Anspruch der Gleichsetzung Jesu mit Gott ablehnten, Daher, so Soliman, praktizierten die eingeborenen Ägypter einen “Proto-Islam” Jahrhunderte vor seiner Gründung im 7. Jahrhundert.

Wie bei vielen Ansätzen der modernen akademischen Welt zum Islam gründet diese These auf purer Fiktion. Die Arianer wurden zwar vom Konzil von Nicäa (325) wegen ihrer Interpretation der Dreieinigkeit zu Ketzern erklärt, doch sie akzeptieren gleichwohl alle Kernlehren des Christentums – einschließlich Erbsünde, Kreuzigung, Auferstehung und Erlösung – die allesamt im Widerspruch zu den Lehren des Islam stehen. Die Darstellung der Arianer als prototypische Muslime, nur weil sie nicht glaubten Jesus sei eins mit Gott (ein Standard, der heute viele Menschen zu “Muslimen” machen würde) ist eine unglaubliche Ausgeburt der Fantasie.

Es muss gar nicht erst gesagt werden, dass kein Historiker irgendjemals nahe legte, Muslime seien in Europa einmarschiert, um “Protomuslime” zu befreien. Stattdessen beschrieben muslimische Historiker, die unsere Primärquellen zum Islam aufzeichneten, die Eroberungen offen und erfrischend gegenwärtig als das, was sie waren – Eroberungen zur Ehre und zum Machtgewinn des Islam und seiner Anhänger auf Kosten der ungläubigen Nichtgläubigen.

Mit der Schwächung des Islam in der Moderne begannen peinlich berührte Muslime ihre imperialistische Geschichte zu beschönigen und stellten den Jihad als “defensiv”, “spirituell” usw. hin; das gipfelte dann in Solimans Märchen.Selbst der unmissverständliche Sayyid Qutb, der Scheik des “radikalen Islam”, interpretierte den Jihad und die Eroberungen als “altruistische” Unternehmungen zur “Befreiung” der Menschheit.

Solche Spitzfindigkeiten sind unvermeidbar; denn die muslimischen Eroberungen stellen für die Muslime ein heikles Problem dar. David Cook schreibt dazu in Understanding Jihad auf Seite 167:

Die Eroberungen wurdne von Anbeginn als einer der unumstößlichen Beweise des Islam angesehen. Sich von ihnen zu distanzieren oder sie kritisch zu untersuchen – was in der muslimischen Welt bisher nicht geschehen ist – wird für Muslime, besonders Arabisch sprechene Muslime, sehr schmerzhaft sein. Zu jedem Zeitpunkt… an dem Muslime versucht haben den militanten Jihad gegen den internen, spirituellen Jihad aufzugeben… haben die Erinnerung an die Eroberungen und die Notwendigkeit sie vernünftig zu begründen diese Bemühungen vereitelt. Das Problem könnte in der nicht vorhandenen Bereitschaft ligen der Tatsache ins Auge zu schauen, dass die Eroberungen im Grunde nicht gerechtfertigt waren. Sie waren keine “Befreiung” und sie waren von den nicht muslimischen Völkern nicht gewünscht; sie wurden ertragen und schließlich akzeptiert.

Die Frage bleibt: Sind die Islam-Apologeten arglistig oder verblendet ? Wenn es ums den “Brücken bauenden” Soliman geht, – der “Sensibilisierungstrainings” für FBI und Pentagon anbietet – neigt man dazu mit dem Ersteren zu antworten: Seinbuch beinhaltet akademische Verbrechen, darunter offenkundige Falschübersetzungen zur Unterstützung seiner These und wilde, aber nicht dokumentierte, Annahmen (zum Beispiel, dass die Arianer, so wie die Muslime, proklamiert haben sollen “Es gibt keinen Gott außer allah und Jesus ist sei Prophet”).

Abgesehen davon ist muslimische Selbsttäuschung – von der impulsiven Notwendigkeit den Islam immer zu entlasten – ein sehr reales und weit verbreitetes Phänomen. Ich erinnere mich an ein arabisches Op-ed, das ich letztes letztes Jahr in Al-Masry al-Youm las; es begann unverblümt hiermit: “Wir Muslime haben einen Minderwertigkeitskomplex… und haben das Gefühl, dass unsere islamische Religion ständig, täglich Bestätigung von den Europäern und Amerikanern bekommen muss… Welch eine verzückte Freude überfällt uns, wenn einer von ihnen konvertiert – als ob wir damit versichert wären, dass unsere Religion ‘okay’ ist.” Der Autor diskutierte, wie die arabische Welt aus dem Häuschen war, als sie irrigerweise glaubte, der Muslimkritiker Henryk Broder habe den Islam angenommen – aufgrund sarkastischer Anmerkungen seinerseits – und schrieb: “Wir sind aber Menschen, die Sarkasmus nicht verstehen, denn er ist subtil und benötigt ein wenig Nachdenken und Intellektualisierung; stattdessen lesen wir schnell, mit einem erwartungsvollen Auge, nicht mit einem Auge für Wahrheit und Wirklichkeit.

Wenn man die laxen Ansichten des Islam zu Täuschung bedenkt, dann überrascht das nicht. Immerhin ist das Ziel, ob nun die Muslime bewusst Ungläubige oder unbewusst sich selbst täuschen, lange nur das eine: den Islam und seine Anhänger mächtig zu machen – scheiß auf die Realität.

Raymond Ibrahim, a specialist in Islamic history and doctrine, is the author of Defenders of the West: The Christian Heroes Who Stood Against Islam (2022); Sword and Scimitar: Fourteen Centuries of War between Islam and the West (2018); Crucified Again: Exposing Islam’s New War on Christians (2013); and The Al Qaeda Reader (2007). He has appeared on C-SPAN, Al-Jazeera, CNN, NPR, and PBS and has been published by the New York Times Syndicate, the Los Angeles Times, the Washington Post, the Financial Times, the Weekly Standard, the Chronicle of Higher Education, and Jane’s Islamic Affairs Analyst. Formerly an Arabic linguist at the Library of Congress, Ibrahim guest lectures at universities, briefs governmental agencies, and testifies before Congress. He has been a visiting fellow/scholar at a variety of Institutes—from the Hoover Institution to the National Intelligence University—and is the Judith Friedman Rosen Fellow at the Middle East Forum and the Distinguished Senior Shillman Fellow at the Gatestone Institute.
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